50. Jahre Einschulung






Du bekommst deine Schultüte, machst deinen Abschluss, lernst einen Beruf, gründest vielleicht eine Familie und – zack – sind 50 Jahre rum. „Moment mal“, dachte sich eine Schülerin der Grundschulklasse von 1975 bis 1979, „was ist denn aus all‘ den anderen geworden?“
Nach monatelanger Recherche nahmen wir uns „50 Jahre Einschulung“ zum Anlass und trafen uns im alten Klassenraum in der Grundschule.
Nach so langer Zeit war es schön, mal wieder durch die Gänge zu gehen, Fuchs und Rabe zu begrüßen (schade, dass sie nicht mehr draußen sein dürfen) und auf den kleinen Stühlen Platz zu nehmen. Die anfängliche Zurückhaltung verging schnell, wir erkannten uns alle wieder und schließlich flogen fröhliche Erinnerungen durch den Raum. „Wisst ihr noch …?“
… wie wir noch mit dem Griffel auf der Schiefertafel das Schreiben gelernt haben?
… wie unser Klassenlehrer Herr Kiehn mit uns nach Haitabu gefahren ist?
… wie er mit uns zum nagelneuen „Dassendorfer Kreuz“ hochgegangen ist, um uns eine Ampel zu erklären?
… wie Herr Kiehn immer „Zerstin“ zu „Cerstin“ sagte? Nein, das nicht Herr Kiehn, das war Pastor Schirren!
… wie immer mal ein Schlüsselbund durch die Klasse flog?
… wie wir mit „meiner lieben Fibel“ und „Uli, dem Fehlerteufel“ gelernt haben?
… wie wir Kaulquappen gefangen und daraus im Klassenzimmer Frösche gezüchtet haben?
… wir wir auf dem Schulweg die Nase an Benthacks Spielzeug-Schaufenster plattgedrückt haben?
… wie immer wieder Zirkuskinder in unsere Klasse kamen?
… wie wir uns in Musik immer Lieder wünschen durften – bis auf eins? Ja, Bolle! Das mochte Frau Lange nicht und wir durften es nur in absoluten Ausnahmefällen singen. Darauf sangen wir erstmal lauthals alle Strophen von „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“. Spätestens jetzt war das Eis gebrochen.
Noch mehr Erinnerungen kamen in der Turnhalle hoch, in der sich bis auf die Glasfront überhaupt nichts verändert zu haben schien. Die Umkleidekabinen, die Duschen, die Geräte und … der Geruch! Schwupps flogen Bälle durch die Halle, die Seile wurden bereitgemacht und die große Matte drunter gelegt. Wie haben wir es damals bloß geschafft, locker bis unter die Decke zu klettern? Unser Klassenprimus Gorch hat das immerhin auch jetzt noch hinbekommen. Und wieder eine Erinnerung: „sag mal, warst du das nicht, der damals von oben abgerutscht ist und blutige Handflächen hatte?“ „Autsch, ja!“, verdrehte Frank gequält die Augen.
Wir schnatterten noch stundenlang weiter, von der Schule gingen wir zum Griechen und, als der zumachte, weiter auf den Festplatz der 3 tollen Tage.
Es tat so gut zu sehen, dass aus allen „etwas geworden ist“: Kaufleute, Handwerker, Standesbeamte, Lehrer, Arzt, Fernmeldetechniker … Einer lenkt das automatische Containerterminal in Altenwerder, ein anderer bringt gerade das dritte seiner fünf Kinder unter die Haube – und die sind alle aus seiner glücklichen Ehe!
So lange die Grundschulzeit auch her ist, hat sie eine Vertrautheit und Verbundenheit zwischen uns geschaffen, durch die wir offen und herzlich über unsere so unterschiedlichen Lebenswege sprechen konnten, die hier endlich wieder zusammenliefen.
Rückblickend waren wir in den vier Jahren hier an der Grundschule in einer kleinen, heilen Welt geborgen, in der wir unserem Klassenlehrer Herrn Kiehn wirklich wichtig waren. Auf dem Schulhof konnten wir spielen und toben und verbindliche Verabredungen treffen, denn es hatten noch nicht einmal alle Telefon. Natürlich haben wir auch mal Unfug gemacht, aber es war nie etwas Ernstes. Wir sind dankbar, dass wir ohne Handys aufwachsen durften, freuen uns jetzt aber über unsere WhatsApp-Gruppe. Wir sehen uns wieder, wahrscheinlich nächstes Jahr bei den 3 tollen Tagen!
Fotos: privat (hars)
Bild 2:
Hinten: Frank Bartels, Antje Peters, Sascha Lüdemann, Christa Matthies, Gabriele Giebelstein, Anja Steen (Packhäuser), Andreas Braun, Anja Kristensen (Laufer), Andrea Klimek
Vorne: Katrin Dickhut (Buhk), Gorch Stegen, Cerstin Becker (Onasch), Olaf Mund, Verena Hars, Kerstin Detloff (Sell)